Auslandszahlungsverkehr
Auslandszahlungen
Auslandzahlungen sind Überweisungen im bargeldlosen Zahlungsverkehr, bei denen das Konto der zahlenden Partei in einem anderen Land geführt wird als dasjenige der begünstigten Partei. Die Erteilung und die Abwicklung solcher Auslandzahlungsaufträge erfolgen über grenzüberschreitend operierende Zahlungssysteme. Die meisten dieser Systeme, allen voran das SWIFT-Netzwerk, verarbeiteten bis dato die aus den 70er-Jahren stammenden SWIFT-MT-Meldungen. Die Mehrheit dieser Systeme stellen als Teil der globalen Zahlungsverkehr-Standardisierung auf die neuen SWIFT-MX- Meldungen um, die dem internationalen ISO-20022-Standard entsprechen. Das hat erhebliche Auswirkungen auf international tätige Geschäfts- und Korrespondenzbanken, die als Folge davon mit grossem Aufwand ihre internationalen Zahlungsverkehrssysteme auf ISO 20022 umstellen müssen.
Im Eurozahlungsraum gibt es keine Unterscheidung mehr zwischen Inlands- und Auslandsüberweisungen. Dank des einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraums (Single Euro Payments Area, SEPA) und der EU-Preisverordnung werden Überweisungen zwischen Ländern innerhalb der Europäischen Union zum gleichen Preis wie eine Inlandsüberweisung abgewickelt.
Die Rolle der Korrespondenzbank
Grenzüberschreitende Zahlungen werden in der Regel über Korrespondenzbanken abgewickelt. Oft geschieht das in einer längeren Kette von Korrespondenzbanken mit Vermittlern in verschiedenen Ländern.
Eine Korrespondenzbank dient also als Bindeglied zwischen in- und ausländischen Finanzinstituten. Sie hält Einlagen im Besitz anderer Banken, mit denen sie als Vermittlerin oder Agent Zahlungs- und andere Dienstleistungen erbringt. So schreibt sie zum Beispiel der begünstigten Partei – wenn sie selbst die kontoführende Bank ist – Zahlungen der auftraggebenden Bank gut, oder leitet Zahlungen an die kontoführende Bank der begünstigten Partei weiter.
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Abb. 2: Korrespondenzbank
Inländischen Banken nutzen die Dienste von Korrespondenzbanken, um Zugang zu ausländischen Finanzmärkten zu erhalten und ihre internationale Kundschaft zu betreuen, ohne Niederlassungen im Ausland eröffnen zu müssen. Dadurch können sie Transaktionen abwickeln, die entweder ihren Ursprung im Ausland haben oder dort abgeschlossen werden.
Grenzüberschreitende Zahlungen lassen sich bei Korrespondenzbankbeziehungen über sogenannte Loro- und Nostrokonten abwickeln:
- Inländische Korrespondenzbanken führen für die mit ihnen korrespondierenden Finanzinstitute im Ausland Lorokonten in der Inlandwährung.
- Die im Ausland ansässigen Korrespondenzbanken führen für inländische Banken Nostrokonten in der ausländischen Währung.
Wechsel von MT- auf ISO-20022-Meldungen
Seit 50 Jahren tauschen Korrespondenzbanken MT-Meldungen über das SWIFT-Netzwerk aus. Am 20. März 2023 hat eine knapp dreijährige Migrationsphase begonnen, in der beide Formate, das heisst bestehende MT-Meldungen und die neuen MX-Meldungen, zugelassen sind (SWIFT Co-Ex Phase). Bis November 2025 müssen alle der 11'000 angeschlossenen Finanzinstitute MX-Meldungen empfangen, prozessieren und weiterleiten können, da MT-Meldungen für den Zahlungsverkehr und das Kontoreporting dann nicht mehr unterstützt werden.
Das einfachste grenzüberschreitende Korrespondenzgeschäft ist eine Zahlung von einer zahlenden Partei der inländischen Bank an eine begünstigte Partei der Korrespondenzbank in einem anderen Land.
Wenn der Zahlungsempfänger eine direkte bilaterale Kontobeziehung mit der Korrespondenzbank führt, geschieht der Transport der Zahlungsinformationen und der Abwicklungsanweisungen zwischen den Banken in einem ISO-20022-Meldungsfluss mit einer einzigen pacs.008-Meldung. In den meisten Fällen unterhält die Bank der zahlenden Partei jedoch keine direkte bilaterale Kontobeziehung mit der Bank der ausländischen begünstigten Partei. In diesem Fall ist es notwendig, eine Kette von einer oder mehreren zwischengeschalteten Banken zu finden, um die Gelder an die empfangende Bank zu übermitteln. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten, eine Korrespondenzbanktransaktion über das SWIFT-Netzwerk zu leiten: die serielle Methode und die Deckungsmethode.
Abb. 3: Finanzplatz Frankfurt am Main
Die serielle Methode
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1Die zahlende Partei initiiert einen internationalen Zahlungsauftrag an die begünstigte Partei.
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2Die Bank initiiert eine serielle Zahlung an die Bank der begünstigten Partei mit Korrespondenzbank 1 und 2 als Vermittler, die beide direkte Teilnehmer der Marktinfrastruktur sind.
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3Die Bank leitet die Zahlung an die Korrespondenz- bank 2 via Marktinfrastruktur weiter.
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4Die Infrastruktur wickelt die Zahlung zwischen den Direktteilnehmern Korrespondenzbank 1 und 2 ab und sendet eine Abwicklungsbestätigung an Korrespondenzbank 1.
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5Die Bank leitet die Zahlung an die Bank der begünstigten Partei weiter.
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6Die Bank schreibt die Zahlung der begünstigten Partei gut und kann optional eine Benachrichtigung bereitstellen, zum Beispiel eine Gutschriftanzeige zusätzlich zu einem Kontoauszug.
Die Deckungsmethode
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1Die zahlende Partei initiiert einen internationalen Zahlungsauftrag an die begünstigte Partei.
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2Die Bank initiiert die Zahlung an die Bank der begünstigten Partei mit der Deckungsmethode.
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3Die Bank initiiert die Zahlung an die Bank der begünstigten Partei mit der Deckungsmethode via Korrespondenzbanken.
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4Die Bank leitet die Zahlung an die Korrespondenz- bank 2 via Marktinfrastruktur weiter.
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5Die Infrastruktur wickelt die Zahlung zwischen den Direktteilnehmern Korrespondenzbank 1 und 2 ab und sendet eine Abwicklungsbestätigung an Korrespondenzbank 1.
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6Die Bank erhält die Zahlung und schreibt sie der Bank der begünstigten Partei gut.
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7Die Bank erstellt am Ende des Tages einen Kontoauszug und optional eine Echtzeit-Benachrichtigung zum Zeitpunkt der Gutschrift.
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8Die Bank stimmt Zahlungsmeldung und Deckungs- zahlung ab und stellt optional eine Benachrichtigung bereit, zum Beispiel eine Gutschriftanzeige zusätzlich zu einem Kontoauszug.
Statistik grenzüberschreitender Zahlungsverkehr der Schweiz
Art der Auftragserteilung bei grenzüberschreitenden Zahlungen 2019
Anzahl Transaktionen - CHF Zahlungen in Tausend
Abb. 6: Art der Auftragserteilung bei grenzüberschreitenden Kundenzahlungen bei Banken
Quelle: SNB
Zahlungsausgänge grenzüberschreitend nach Währungen
Betrag in Millionen Franken
Abb. 7: Zahlungsausgänge grenzüberschreitend - August 2020
Quelle: SNB